Einfluss von Textlayoutänderungen auf die Lesbarkeit und Lesegeschwindigkeit von elektronischen Dokumenten

Alexander Alzetta

Elektronische Dokumente sind auf dem Vormarsch

In Zeiten, in denen in fast jedem Haushalt ein Computer und meist auch ein Internetanschluss vorhanden ist, nimmt die Bedeutung von elektronischen Dokumenten geschäftlich wie auch privat sehr stark zu. Email aber auch Onlinezeitungen und andere Online-Informationsquellen sind heute kaum noch aus dem Alltag der meisten Menschen wegzudenken. Nach und nach erscheinen auch immer mehr Bücher in elektronischer Form, sogenannte Ebooks. Da Veränderungen am Textlayout in elektronischen Dokumenten leicht zu tätigen sind, soll nun in der folgenden Arbeit untersucht werden, inwiefern diese Formatierungsänderungen das Lesen der elektronischen Dokumente beeinflussen.

Verschiedene Layoutmaßnahmen und ihre Wirkungen

Um das Layout eines Textes zu ändern, gibt es mehrere Möglichkeiten. Jede Änderung hat verschiedene Wirkungen auf die Lesbarkeit und die Lesegeschwindigkeit eines Textes. Grundsätzlich gilt allerdings für jede Art von Dokument, entweder klare Unterschiede oder keine Unterschiede machen. [1]

Schriftart und Schriftstil

Die wohl stärkste Auswirkung auf die Lesbarkeit und damit auch auf die Lesegeschwindigkeit beim Lesen von elektronischen Dokumenten hat die gewählte Schriftart und der damit verbundene Schriftstil. Grundsätzlich gibt es 6 verschiedene Schriftarten: die Serifenschriften, die serifenlosen Schriften, Schreibschriften, Zierschriften, Symbolschriften und gebrochene Schriften. Schreibschriften, Zierschriften und Frakturschriften sind als Lesetext aufgrund ihrer schlechten Lesbarkeit ungeeignet. [4] Man muss also zwischen Serifenschriften wie Times New Roman und serifenlosen Schriften wie Arial wählen. Diese sogenannten Antiquaschriften sind wegen der geringeren Anforderung an die Erkennungsvorgänge im menschlichen Gehirn allen anderen Schriften zu bevorzugen. [1][3] Innerhalb der Antiquaschriften sollte man sich bei langen Textpassagen für Serifenschriften entscheiden, da die Identifikation eines Wortes überwiegend durch die obere Worthälfte geschieht [4], und die Serifen die Textzeilen verstärkt und dadurch die Augenführung unterstützt, was zu einer wesentlich besseren Lesbarkeit führt. [3] Serifenlose Schriften wie Arial wirken dagegen sachlich, technisch und statisch und sind wesentlich schlechter lesbar, und sollten deswegen nur in kurzen Texten verwendet werden. [4] Aber nicht nur die grundsätzliche Schriftart beeinflusst die Lesbarkeit und Lesegeschwindigkeit eines Dokuments, auch Faktoren wie Schriftgröße, Ausrichtung und Spacing sind entscheidend. [1] In der Praxis, die unzählige Tests und Versuche bestätigt, haben sich gewisse Richtlinien als optimal erwiesen. Die optimale Schriftgröße für lange Textpassagen, die in Punkt (pt) angegeben wird, ist zwischen 8 und 12 Punkt für Erwachsene und 11 bis 14 Punkt für Kinder. [1][4] Um den Lesefluss nicht zu stören, sollte man für Anmerkungen und Hinweise Schriftgrößen zwischen 6 und 8 Punkt, mindestens aber 2 Punkt unterhalb des Schriftgrades der restlichen Schrift, nehmen. [4] Aber auch die Laufweite, das sogenannte Spacing beeinflusst die Lesbarkeit. [1] Man sollte einen vernünftigen Zwischenwert finden, denn sowohl zu große als auch zu kleine Laufweiten erschwären die Lesbarkeit am Monitor. [4] Die Lesbarkeit von Dokumenten ist allerdings auch von der Ausrichtung des Textes abhängig. Man kann leicht Textteile kursiv oder fett schreiben, sollte dies aber soweit wie möglich vermeiden, denn langer kursiv geschriebener Text ist am Bildschirm schwer zu lesen. [5] Da kursiver Text sehr langsam gelesen wird, sollte man diese Mittel der Hervorhebung nur für einzelne Worte nehmen. Von längeren Textabschnitten oder häufigen einzelnen Worten in Fettschrift ist auch abzuraten, da Fettschrift stärker noch als Kursivschrift ein unruhiges Schriftbild vermittelt, und dadurch ein lineares lesen hemmt. [4] Optimal ist ein normaler Schnitt, der nicht ermüdend wirkt. [1] Als letzten Punkt im Bereich Schriftart und Schriftstil muss man noch die Groß- und Kleinschreibung untersuchen. Man hat herausgefunden, dass sich Großbuchstaben, sogenannte Versalien, wesentlich schlechter lesen lassen als Kleinbuchstaben. Das liegt einerseits daran, dass die Versalien im Allgemeinen wesentlich regelmäßiger fließen, zum anderen liegt es daran, dass sich die Augen nur an der Oberseite der Buchstaben entlang tasten, weshalb man wie oben erwähnt, Texte auch lesen kann, wenn die untere Hälfte der Buchstaben fehlt. [1] Der Gebrauch von Versalien wirkt im laufenden Text unruhig und unausgeglichen, was die Lesbarkeit und die damit verbundene Lesegeschwindigkeit negativ beeinflusst. Eine ausgeglichenere Wirkung als mit Großbuchstaben erzielt man mit den Kapitälchen. [4] Zwei Dinge sollte man bei elektronischen Dokumenten auf jeden Fall vermeiden: Wechseln zwischen Groß- und Kleinbuchstaben im Text führt zu Unlesbarkeit des Selbigen. Des weiteren sollte man Textstellen zum Herausheben nicht unterstreichen, da dies in Zeiten von Internet und HTML schnell zu Verwechslungen mit Hyperlinks führen kann. [1]

Satz

Als nächster Punkt wird die Auswirkung von Satzartformatierungen im Dokument untersucht. Grundsätzlich sollte man Dokumente gerade im Internet in Spalten veröffentlichen, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Diese sollten allerdings nicht weniger als 45 Zeichen breit sein, damit die Lesbarkeit des Dokuments gerade beim Blocksatz nicht darunter leidet. Unter 45 Zeichen gibt es beim Blocksatz Löcher, unregelmäßige Wortabstände und unnötige Silbentrennungen, die den Lesefluss stark hemmen. Dadurch wirkt ein Text im Blocksatz sehr unruhig. [1][4] Aber man hat außer dem Blocksatz noch die Varianten linksbündiger Flattersatz, zentrierter Satz und rechtsbündiger Flattersatz. Der linksbündige Flattersatz ist gut lesbar und verhindert im Gegensatz zum Blocksatz unnötige Silbentrennungen. Obwohl die rechte Seite unsauberer ist, wirkt der Text selbst aber wesentlich ruhiger als der Text im Blocksatz. [1] Da im europäischen Sprachraum die Schreib- und Leserichtung von links nach recht läuft, sollte man in Dokumenten, die für diesen Sprachraum bestimmt sind, den linksbündigen Flattersatz oder den Blocksatz wählen, da Mittelsatz und rechtsbündiger Flattersatz wesentlich langsamer zu lesen sind, da man jeweils den neuen Zeilenanfang suchen muss, was zu einer Senkung der Lesegeschwindigkeit führt. [3]

Farbe

Als letzten Punkt muss man sich die Auswirkung von Farben auf die Lesbarkeit und Lesegeschwindigkeit anschauen. Grundsätzlich sollte man einen ruhigen Texthintergrund verwenden, da sonst das Bild zu flimmern beginnt, und die Lesbarkeit stark beeinflusst. [6] Man kann die Lesbarkeit eines Dokuments verbessern, indem man darauf achtet, einen möglichst hohen Kontrast zwischen Text und Texthintergrund zu erreichen. [5] Besonders gut lesbar ist schwarzer Text auf weißem Hintergrund, die auch Positivdarstellung genannt wird. [5][6] Besonders schwer lesbar sind dagegen Kombinationen von blauer oder roter Schrift auf schwarzem Hintergrund sowie gelb auf weiß und grün auf rot. [2][5][7] Grundsätzlich ist dunkle Schrift auf hellem Hintergrund besser lesbar als umgekehrt, und erhöht somit die Lesegeschwindigkeit. [2][7] All diese Farbüberlegungen hängen direkt mit dem Farbwahrnehmung des menschlichen Auges zusammen, welches nicht gleichzeitig Farben wie Rot und Blau scharf wahrnehmen kann, was zu einem 3D-ähnlichen Effekt führt, und das Lesen hemmt. [5] Man sollte also Kontraste nur dort setzen, wo man Akzente setzen will, damit sich der Leser darauf konzentrieren kann, ohne verwirrt und abgelenkt zu werden. [2] Um auch mit Farben eine einigermaßen gute Lesbarkeit und hohe Lesegeschwindigkeit zu erhalten, sollte man sich an eine Faustregel halten: Weniger Farben sind mehr, also Schwarz/Weiß und höchstens 5 bis 6 weitere Farben. [7]

Fazit

Man sieht und merkt sehr deutlich, dass gerade die Variablen wie Schriftart, Schriftstil, Satz und Farbe die Lesbarkeit und Lesegeschwindigkeit eines elektronischen Dokuments beeinflussen und mitunter unbrauchbar machen. Leider findet man gerade im Internet immer noch viel zu viele Beispiele, die die negativen Auswirkungen bei falschem Einsatz der Variablen bestens wiedergeben. Zu oft kommt man auf Seiten, die durch ihre Farbkombinationen oder sonstige Layoutfehler die Seite unansehnlich machen, oder einen nach wenigen Sätzen zwingen, der Augen zuliebe die Seite zu wechseln. Auch die Herausgeber von Ebooks oder anderen elektronischen Textdokumenten müssen diese Punkte beachten, damit das Dokument das bewirkt, für das es geplant war, auch ohne den Inhalt zu beachten.

Quellen:

[1] http://www.meso.net/oschatz/idesign/S05.SchriftSprache.02.pdf

[2] http://www.s-a-ve.com/faq/Homepage_Tipps.htm

[3] Taschenbuch Multimedia, Peter A. Henning, 2. Auflage, S. 49-50, Erschienen im Fachbuchverlag Leipzig

[4] http://www.lehrerfortbildung-bw.de/faecher/deutsch/bs/schreiben/lesbarkeit/ansicht/kapitel2a_lesbar/sld001.htm

[5] http://www.wk.fu-berlin.de/Reader/Lesbar&Typograph.htm

[6] http://www.webdesign-referenz.de/designtheorie_fonts.shtml

[7] http://www.unibw-muenchen.de/campus/LRT11/de/Lehre/MMI/.Material%20zu%20der%20Vorlesung/farbe.htm