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Auditory icons and earcons

Andreas Attenberger

Einleitung
Neben der Erweiterung von User-Interfaces mit graphischen Hilfsmitteln besteht nach Beseitigung technischer Beschränkungen heutzutage auch die Möglichkeit, akustische Signale zur Verbesserung der Benutzbarkeit einzubinden. Dabei können Audiosignale ebenso wie kleine Bilder und Grafiken als sogenannte "Icons" betrachtet werden. Die wichtigsten Begriffe dabei stellen wohl "Auditory Icons", "Earcons" und "Sonification" dar und haben sich mittlerweile als gemeinsame Beschreibungsstandards etabliert - wobei allerdings in manchen Forschungsarbeiten auch davon abgewichen wird.. Da im Themengebiet vor allem den "Auditory Icons" und "Earcons" eine große Bedeutung zugewiesen wird, beschränkt sich der Artikel auf die Betrachtung dieser beiden Konzepte. (1). Als Basis für weitere Betrachtungen werden wir zuerst einen Blick auf die Definitionen von "Auditory Icons" und "Earcons" werfen. Ausgehend davon, erfolgt dann eine Diskussion der Ziele und Aufgaben, die diese akustischen Werkzeuge im Idealfall erfüllen sollten. Anschließend widmen wir uns kurz den tatsächlich im Anwendungsbereich vorherrschenden Zuständen und versuchen uns an einer Beurteilung unter Zuhilfenahme von Forschungsergebnissen. Auch die durchaus vorhandenen Nachteile von akustischen Tonausgaben sollen dabei nicht unbeachtet bleiben. Am Ende folgt ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen in diesem Bereich sowie eine kurze Überlegung zu den besonderen Anforderungen, die zu erwarten sind.

Definitionen
Mittlerweile weithin bekannt - wenn auch beim breiten Userspektrum nicht unter dem einschlägigen Fachbegriff - sind die sogenannten "Auditory Icons". Diese normalerweise unter Geräuschen kategorisierbaren Laute sollen vor allem auf Ähnlichkeit mit akustischen Ereignissen im Alltag abzielen - wie beispielsweise das Zerreißen von Papier oder das Betätigen eines Schalters (2). Das rührt daher, dass die "Auditory Icons" in erster Linie Assoziationen zum Alltag, zu schon bekannten Dingen hervorrufen und somit die Leistung des Users positiv beeinflußen sollen. In der Forschung wird diese Art von Zuhören auch als "everyday listening" bezeichnet (2). Die Verwendung von "Auditory Icons" ist mittlerweile weit verbreitet und findet in allen gängigen graphischen Betriebssystemen (Windows, KDE auf Linux, etc) statt. Die "Earcons" sind zuersteinmal nicht-sprachliche Audiosignale, die dem Benutzer Informationen über die Interaktion mit dem Computer geben sollen. Konkret sind sie in der Regel ein melodisches Konstrukt und bestehen üblicherweise aus ein bis drei Tönen die bestimmten Objekten oder auch Ereignissen in der Benutzeroberfläche zugeordnet sind. Die häufigste Benutzung finden sie in sogenannten "Realworld-Applications", wie zum Beispiel bei medizinischen Geräten, Flugzeug-Cockpits. Ein großer Vorteil der "Earcons" ist, dass man - anders als bei den "Auditory Icons" viele verschiedene Klangparameter verändern kann (zum Beispiel Tonhöhe, - dauer, Vibrato, etc). Allerdings fallen auch die oben erwähnten Assoziationseffekte weg, die Verbindungen zu den einzelnen Systemereignissen müssen erst noch erlernt werden (2).

Ziele und Aufgaben
Was die Ziele bzw. Aufgaben der "Auditory Icons" betrifft, sollen diese zum einen die Userinteraktion beschleunigen. Das rührt daher, dass die schon aus der Umwelt bekannten Geräusche schneller vom User umgesetzt werden können als neu erzeugte Signale. Ebenso sollen positive Effekte bei der Lerngeschwindigkeit erzielt werden. Ähnliche Konzepte werden übrigens auch bei Lernprogrammen angewendet (Verknüpfung von Inhalten mit akustischen Elementen, z.B. Sprachausgabe), um den Lerneffekt zu erhöhen. Die Eigenschaften von "Auditory Icons" schränken gleichzeitig deren Nutzung und Kreativität allerdings auch ein. Die ursprünglichen, positiven Effekte gehen verloren, wenn der Nutzer die Sounds nicht zuordnen kann. Die "Earcons" werden aufgrund ihrer Charakteristik nicht für die selben Zwecke wie die "Auditory Icons" eingesetzt. Die verschiedenen Töne können auf den Nutzer in unterschiedlicher Weise wirken. Dies rührt von ihrer Struktur her (oft melodisch, verschiedene Töne kombinierbar, etc.). Eine der häufigsten Anwendungen ist das Feedback (vor allem in Alarmsituationen). Dieses Konzept kann für eine Vielzahl von verschiedenen Systemen eingesetzt werden. Je nach Priorität kann die Tonausgabe der Earcons gesteuert werden. Tritt in einer Anwendung ein eher vernachlässigbarer Fehler auf, wird die Intensität des Alarmtons wohl weit weniger stark ausfallen als bei einem kritischeren Problem. "Earcons" schaffen also vor allem Aufmerksamkeit, können aber zusätzlich ähnlich den "Auditory Icons" zur Verstärkung von Lerneffekten benutzt werden. Ein von den jeweiligen kulturellen Voraussetzungen des Users abhängiger Effekt ist das Beeinflußen von Stimmungen durch "Earcons" wobei man sich bestimmte in weiten Kulturkreisen ähnliche Assoziationen zu Nutze macht (z.B. Moll Tonarten "traurig - Dur Tonarten "fröhlich) (3).

Gegenwärtige Situation
Während der Beschreibung der "Auditory Icons" wurde schon erwähnt, dass diese mittlerweile vielfach Verwendung finden. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die technischen Barrieren weitgehend gefallen sind. So besitzen in der Regel alle neuen Computersysteme eine Soundkarte zur Tonausgabe. Inzwischen gehören die "Auditory Icons" zum Alltag bei der Computernutzung, der Nutzer hat sich daran gewöhnt und erwartet eine Rückmeldung für seine Eingaben. Dieses Feedback erlaubt ihm auch, schneller zu arbeiten (4). Auf der anderen Seite steht allerdings die "Überlastung" oder Verärgerung der Nutzer, indem man ihm durch zuviele akustische Ereignisse die Orientierung nimmt und letztlich auch die Benutzerfreundlichkeit des Systems drastisch senken kann. Leider kann man dieses Problem relativ häufig auf verschiedensten Websites betrachten, die zwar bei einem ersten Besuch mit den vielen Klängen und Geräuschen überraschen und vielleicht anfangs einen interessanten Eindruck machen, aber bei häufigerer Benutzung schnell in ein Ärgernis umschlagen. Die Anwendung der "Earcons" ist, wie schon eingangs erwähnt worden, schon seit längerer Zeit für verschiedene Geräte selbstverständlich. Sie haben mittlerweile auch am Computer Einzug genommen und nehmen neben den "Auditory Icons" vor allem wegen ihrem häufigen Einsatz bei Fehlermeldungen einen gleichberechtigten Platz in ihrer Bedeutung für das User-Feedback ein. Die Verwendung von "Auditory Icons" für das Feedback im Fehler/Gefahrenfall wurde in einer eigenen Studie betrachtet (5). Dabei wurde festgestellt, dass charakteristische Geräusche zwar die Aufmerksamkeit des Users schneller auf sich ziehen, allerdings die anschließenden Reaktionen oft kontraproduktiv waren. Eventuell kann man dies noch durch spezielle Bearbeitung und Verwendung von einzelnen Fragementen der Geräusche verändern. Für die "Earcons" besteht dagegen ein Nachteil darin, dass eben nicht die gleiche Menge an Informationen mit den Signalen übermittelt werden kann wie bei den "Auditory Icons", da keine vorhandenen Assoziationen genutzt werden können (6). Dieses Problem bleibt wohl auch in Zukunft ein Punkt, auf den in der Forschung geachtet werden muss. Generell kann man feststellen, dass der tatsächliche Unterschied zwischen "Auditory Icons" und "Earcons" nicht allzu groß ist, wenn man die jeweiligen Vor- und Nachteile gegeneinander abwägt. (6).

Zukünftige Entwicklung und Ausblick
Abschließend können wir feststellen, dass sich sowohl "Auditory Icons" als auch "Earcons" inzwischen sehr stark bei den Standard-Computersystemen etabliert haben. Oft stellt die Verwendung eine Erhöhung der Usability dar, allerdings passiert es auch häufig, dass die Benutzeroberfläche darunter leidet, wenn beispielsweise zuviele akutische Elemente eingebaut wurden. Was die Forschung betrifft, kann man zwei Gebiete nennen, auf denen noch Bedarf nach weiteren Studien und Weiterentwicklung der Interfaces besteht. Zum einen, wie erwähnt die Verknüpfung von "Auditory Icons" mit Warnmeldungen zur Nutzung von schnellerer Userreaktion. Auf der anderen Seite steht die Bedeutung von akustischen Elementen für Benutzer mit Sehbehinderung. Auch hier wurden schon Studien durchgeführt, deren Ergebnis allerdings einen dringenden Bedarf weiterer Arbeiten signalisiert. (7)


Quellen
1: http://computing.unn.ac.uk/staff/cgpv1/caitlin/lexicon.htm
2: http://brianandconnie.com/BrianPapers/ADSpace.html
3: http://www.icad.org/websiteV2.0/Conferences/ICAD2000/PDFs/BussemakersDualTask.pdf
4: http://www.billbuxton.com/AudioUI06icons.pdf
5: http://www.ingentaconnect.com/content/tandf/terg/1999/00000042/00000009/art00008
6: http://www.dcs.gla.ac.uk/~stephen/generalearcons/generalearcons3.shtml
7: http://www.icad.org/websiteV2.0/Conferences/ICAD2000/PDFs/PetrucciPHRAP.pdf