Auch wurde in NeXTStep zum ersten mal ein opakes Dragging von Fenstern realisiert, d.h. beim Verschieben von Fenstern bleiben diese mitsamt ihrem Inhalt sichtbar und werden verschoben. Im Gegensatz dazu war es bei anderen Betriebssystemen lange der Standard dass Fenster beim Verschieben nur mit Hilfe durchsichtiger Konturen angedeutet wurden, sogar auf Maschinen mit wesentlich höherer Rechenkraft als den "black boxes". Dies zeugt von der Leistungsfähigkeit des von NeXT gewählten Ansatzes zur Grafikdarstellung.
Für durchschnittliche User dürften aber eher andere Features von NeXTStep im Vordergrund gestanden haben. Erwähnenswert ist zum einen die Unabhängigkeit von Fenster und Menü. Anders als bei heute gängigen Betriebssystemen sind bei NeXTStep Menüs und Optionen nicht Bestandteil der Kopf- oder Fußleiste des Fensters einer Anwendung, sondern können unabhängig vom Fenster durch den Benutzer im oder auch außerhalb des Bildschirmbereichs platziert werden. Sogar Untermenüs lassen sich einfach abtrennen und separat vom Hauptmenü anordnen. Dabei wird das Konzept des "Active Window" verfolgt, das gerade aktive Programmfenster ist grafisch durch andere Färbung der Kopfleiste gekennzeichnet und nur dessen Menüs sind sichtbar.
Gerade laufende Programme und geöffneten Dateien werden durch Icons am unteren Bildschirmrand dargestellt, eine Idee die sich in stark abgewandelter Form in den grafischen Benutzeroberflächen vieler moderner Betriebssysteme wiederfindet, wo laufende Programme in der Taskleiste als Schaltflächen symbolisiert werden. Bei NeXTStep unterscheiden sich Dateien von Programmen durch eine im Icon symbolisch dargestellte Kopfzeile von den Icons der Programme. Klicken auf das Bild aktiviert das Fenster des Programms bzw. der Datei und dessen Menüs.
Generell kann man sagen, dass NeXTStep auf eine einfache Benutzerführung durch intuitiv verständliche Icons setzt, nicht nur auf Ebene des Desktops (oder wie es in NeXTStep heißt: Workspace Managers) , sondern auch in den Zustandsmenüs, den so genannten inspectors. Dabei wird auf eine Beschriftung der Symbole zugunsten einer eindeutig identifizierbaren Grafik fast vollständig verzichtet.
Das wohl bekannteste und wohl auch innovativste Feature des Desktops ist wahrscheinlich das Dock. Eine Reihe von Icons oft benutzter Programme, üblicherweise an der rechten Bildschirmseite. Das Dock erleichtert den Zugriff auf diese Programme natürlich wesentlich, statt sie umständlich irgendwo auf dem Rechner zu suchen genügt es auf das jeweilige Icon zu klicken. Wiederum ein Konzept, das sich in abgewandelter Form in den Sartmenüs von Windows und Linux wiederfindet, in recht ähnlicher Weise sogar im Dock des OS X von Apple. Standardmäßig enthält das Dock nur den Recycler (dem der Papierkorb in modernen Betriebssystemen entspricht) und das NeXT Symbol, das den File Viewer aktiviert.
Dieses Dateiverwaltungssystem besitzt nun wiederum einige Eigenheiten. Zu einen ist es das einzige Fenster das sich nicht schließen sondern nur minimieren lässt. Zum anderen ist der File Viewer auch besonders benutzerfreundlich gestaltet. Er überlässt dem User die Wahl zwischen drei verschieden Ansichtsmodi, einer Iconansicht der Dateien und Programme, einer Art Baumansicht (der Browsermodus) und einer Listenansicht mit Details wie Dateigröße, Zugriffsrechten und Erstellungsdaten. Aus heutiger Sicht selbstverständlich, findet man ähnliches doch in jedem bekannten Betriebssystem, damals jedoch eine Neuheit. Besonders hervorzuheben ist hier die Browseransicht, die gegenüber den verbreiteten Baumansichten den Vorteil hat dass sie schnelleren Zugriff auf alle übergeordneten Ordner bietet, da untergeordnete Dateien und Ordner stets in einer neuen Spalte mit eigener Scrollbar geöffnet werden.
Sehr intuitiv ist auch die Darstellung des Dateipfades als Folge von Icons. Der Dateipfad als String kann einfach über einen Inspector abgefragt werden.
Am bemerkenswertesten im File Viewer ist wahrscheinlich das Shelf, eine Ablage in der sich Dateien Ordner und Programme gleichermaßen vormerken lassen. Dies erhöht nicht nur die Zugriffszeiten, es erlaubt spezifisch gewünschte Daten und Programme zusammenzutragen und erleichtert z.B. das Kopieren und Verschieben. Im Shelf werden jedoch nur Icons für die einzelnen Dateien und Ordner abgelegt, Referenzen also. Erst wenn das jeweilige Symbol vom Benutzer z.B. aus dem Shelf in einen anderen Ordner gezogen wird, wird die eigentliche Datei kopiert, bzw. verschoben.
NeXTStep bietet darüber hinaus einige andere Funktionalität, wie systemweites Drag and Drop von beinahe allen Dateien Ordnern und Programmen, die heute Standard in allen zeitgemäßen Benutzeroberflächen sind.
Auch Sicherheitsvorkehrungen gegen ungewollten Datenverlust wie z.B. Window Modification Messages sind aus heutigen Betriebssystemen nicht mehr wegzudenken. Leider haben sich andere innovative Features von NeXTStep gegen Benutzerfehler nicht durchgesetzt, wie etwa dass das Schließen eines Fensters nicht automatisch auch das damit assoziierte Programm beendet. Eine Eigenheit die wahrscheinlich schon manchen User zur Verzweiflung getrieben hat.
Quellen:
Wayne Carlson - A Critical History of Computer Graphics and Animation
Thomas McCarthy - Introduction to NEXTSTEP