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Near Field Communication - Nahfunktechnik

Kerstin Ruhland

Near Field Communication - Nahfunktechnik

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor, Sie sehen ein Kinoplakat auf dem der neueste Film mit "Al Pacino" angekündigt wird. Sie treten näher und halten Ihr Handy oder PDA nahe an das Plakat, woraufhin automatisch Informationen zu diesem Film angezeigt werden. Über ein Menü können Sie schnell und sicher Karten in einem Kino Ihrer Wahl reservieren. Am Abend der Vorstellung erhalten Sie Eintritt zu der Vorstellung nur über die auf Ihrem Handy gespeicherten Informationen. Die Vision hinter "Near Field Communication" ist schnell, energieeffizient und sicher Informationen, Unterhaltung und Service an jedem Ort und zu jeder beliebigen Zeit zu erhalten.

Einführung:

Scott McGregor (President and Chief Executive Officer , Philips Semiconductors) sagt: "At Philips our focus is giving consumers easy access to information, entertainment and services-NFC does just that"

Vorgestellt wurde diese Technik 2002 von der Sony Corporation und Philips Electronics, die schon vorher an ähnlichen System gearbeitet hatten. NFC sollte zu den beiden Smart-Card-Verfahren Mifare von Philips und FeliCa von Sony kompatibel sein. Das Verfahren ist eine Weiterentwicklung von RFID (Radio Frequency Identifikation) und hat mehrere Vorteile. So ist eine einfache, intuitive Verbindung zwischen zwei Geräten möglich, die automatisch hergestellt wird und durch die vorgegebene kurze Entfernung zwischen beiden Geräten ist diese Technologie für sicherheitsrelevante Anwendungen geeignet und es können kostengünstige Funksender eingesetzt werden. Typische Endgeräte können Mobiletelefone, PDA's, Computer oder digitale Kameras sein.

Folgende Leistungsmerkmale kennzeichnen die NFC-Technologie. Sie arbeitet mit einer Frequenz von 13,56 MHz über ein Radiofrequenz-Magnetfeld und einer Übertragungsrate von 106 kBit/s bis maximal 424 kBit/s. Die maximale Reichweite, oder Entfernung zwischen zwei Geräten die miteinander kommunizieren, beträgt 10 cm. Spezifiziert wurde das Verfahren unter ISO 18092, ECMA und ETSI. 2004 gründeten Sony und Philips das "NFC-Forum", welches den Zugang anderer Industriezweige ermöglicht und das Spektrum der angebotenen Dienstleistungen durch NFC erweitert. Derzeit zählt das Forum 32 Mitglieder, unter anderem "Master Card", "Nokia", "Nec", "VISA" und "Siemens".

Technik:

Grundsätzlich sind vier Basis NFC-Anwendungen möglich. Die einfachste ist, indem man sein Handy einfach an ein entsprechendes Lesegerät hält und damit Informationen abruft oder Zugang zu abgesperrten Bereichen erhält, indem die auf dem Handy gespeicherten Informationen abgerufen werden. Weiterhin kann das NFC fähige Handy zur Bezahlung benutzt werden, wo eine Bestätigung erwartet wird oder man seinen Zugangscode eingeben muss. Als dritte Anwendung ist es möglich, Daten zwischen zwei NFC fähigen Endgeräten auszutauschen oder Downloads von Musik oder Bildern zu tätigen. Als letzte Anwendung wäre es möglich aus verschiedenen angebotenen Dienstleistungen eines entsprechenden Endgerätes auszuwählen.

Eine NFC Verbindung ist nur zwischen zwei Teilnehmern möglich. Der Sender von Daten wird als Initiator bezeichnet, der Empfänger von Daten als Target. Die Identifikation der Teilnehmer erfolgt über das NFC-Protokoll. Das Protokoll definiert Standards, wie die Modulation, Kodierung, die Datentransferrate und Methoden zum Datenaustausch. Zwei Übertragungsverfahren sind für den Datenaustausch möglich. Im aktiven Modus erzeugen Initiator und Target ein Radiofrequenz-Magnetfeld. Über die induktive Kopplung beider Magnetfelder erfolgt der Datenaustausch, wobei das Radiofrequenz-Magnetfeld per Amplitudenumtastung moduliert wird. Der Initiator startet die Kommunikation und das Target antwortet, wobei das NFC-Protokoll automatisch optimale Einstellungen für die Datenübertragung auswählt. Der Datenaustausch erfolgt, wenn Initiator und Target sich auf eine gemeinsame Übertragungsgeschwindigkeit geeinigt haben, wobei immer nur eines der beiden beteiligten Geräte senden oder empfangen kann. Um dies zu gewährleisten schaltet das jeweils andere Gerät sein Magnetfeld aus und wechselt in den jeweils anderen Modus. Wäre dies nicht der Fall würden sich beide Magnetfelder gegenseitig stören. Im passiven Modus erzeugt nur der Initiator ein Magnetfeld. Das Target sendet Daten, indem es Lastmodulation einsetzt. Mobile Endgeräte befinden sich eher im passiven Modus um Batterieleistung zu sparen.

Bei der Kommunikation zwischen zwei Teilnehmern werden folgende Schritte ausgeführt. Initialisiert wird jedes NFC fähige Endgerät im Target Modus, wo es kein Magnetfeld erzeugt und auf Anweisungen eines Initiator wartet. Erfordert es die Anwendung, wird in den Initiator Modus gewechselt, woraufhin durch die Anwendung der Übertragungsmodus, entweder passiv oder aktiv, und die Übertragungsgeschwindigkeit festgelegt wird. Der Initiator prüft nun ob noch andere Radiofrequenz-Magnetfelder vorhanden sind und aktiviert sein eigenes nur, wenn dies nicht der Fall ist. Durch das Radiofrequenz-Magnetfeld des Initiator kann das Target aktiviert werden. Der Initiator überträgt einen Befehl mit den eingestellten Werten für den Übertragungsmodus und die Übertragungsgeschwindigkeit. Das Target kann nun mit den übernommenen Einstellungen des Initiators antworten.

Um die Sicherheit der mobilen Bezahlung zu gewährleisten ging Philips eine Zusammenarbeit mit ViVOtech ein. Damit ist es möglich über ein NFC fähiges Handy einzukaufen, indem man sein Handy an ein ViVOtech Terminal hält, woraufhin automatisch der Bezahlungsprozess initialisiert wird. Darüber hinaus können auf dem Handy auch e-coupons oder Geschenk Karten gespeichert werden, die von einem ViVOtech Terminal ausgelesen werden können. Um die Sicherheit persönlicher Daten, wie zum Beispiel Kreditkartennummern oder Zutrittcodes zu gewährleisten, gibt es die Möglichkeit, diese in einem sicheren Bereich auf einer SmartCard zu speichern und diese bei der Übertragung verschlüsselt zu senden.

Aktuelle Anwendungen:

Am 28. April 2005 wurde erstmals eine Testanwendung in einer Zusammenarbeit von Nokia, Philips Semiconductors und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) unter dem Namen "NFC Handy Ticketing" gestartet. In einer sechsmonatigen Testphase wurde das Handy als Fahrkarte im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt. Fahrgäste führen ein Mobiltelefon Nokia 3220 an einem dafür in den Busen eingebauten Terminal vorbei. Eine Rückmeldung gibt an, ob die An- bzw. Abmeldung erfolgreich war oder nicht. Alle Daten werden auf der im Handy integrierten Smart-Card gespeichert und zur Abrechnung ausgelesen. Für Kontrolleure gibt es ein spezielles Nokia-Kontrolltelefon welches das elektronische Auslesen der letzten Fahrten ermöglicht. Im Oktober wurde ein weiterer Test in der französichen Stadt Caen gestartet. Dazu stattete Philips die Handys von 200 Einwohnern mit einem NFC-Chip aus. Die Einwohner können über ihr Handy einkaufen, Parkgebühren bezahlen oder Informationen abrufen. Auch dieser Test ist auf eine Laufzeit von sechs Monaten ausgelegt.

Fazit:

Auch wenn negativ Stimmen laut werden, bietet die NFC-Technologie noch viele Möglichkeiten. So kann man sich eine NFC fähige Kamera vorstellen, die man in die Nähe eines Fernsehers halten kann. Die auf der Kamera befindlichen Bilder können auf den Fernseher übertragen und dort angeschaut werden. Oder man kauft Musikstücke, indem man an einem Terminal bezahlt und die Musikrechte auf der integrierten Smart-Card gespeichert werden. Hält man diese dann an eine NFC-fähige Stereoanlage lädt diese die Musikstücke aus dem Internet und stellt sie zum abspielen bereit.

Material:

http://www.sony.com/
http://www.philips.de/
http://www.nfc-forum.org/home
http://www.areamobile.de/specials/nfc_special/
http://www.rmv.de/coremedia/generator/PDF/RMVPressemitteilungen/Pressemitteilung_20Handyticketing_20Hanau,property=data.pdf