1 Einleitung
RFID - zweifellos die kontroverseste Technologie, die jemals entwickelt worden ist. Dass RFID mittlerweile in aller Munde ist, zeigt eine Suchanfrage bei Google, die mehr als 41.000.000 Treffer ergibt. Ziel dieses Aufsatzes ist es, RFID vorzustellen, den praktischen Nutzen aufzuzeigen und Gründe für bestehende Bedenken zu nennen. Zunächst wird ein Überblick über die Technologie selbst gegeben. Dann werden einige Anwendungsbeispiele aus öffentlichen Einrichtungen und dem Bereich der Medizin näher dargestellt. Nach einer kurzen Erläuterung der Nachteile von RFID folgt ein abschließender Ausblick.
2 Die Technologie RFID
RFID ist die Abkürzung für "Radio Frequency Identification". Sie dient der automatischen Identifikation (Funkerkennung) und Lokalisierung von Objekten. Gespeicherte Daten können berührungslos und ohne Sichtkontakt ausgelesen werden [1]. An dieser Stelle soll ein kurzer Überblick über Aufbau und Realisierung der Technologie gegeben werden.
2.1 Komponenten eines RFID-Systems
Ein RFID-System besteht aus drei wesentlichen Teilen: Transponder, Lesegerät und Computer. Der Transponder ist aus einem Mikrochip, der als elektronischer Datenspeicher dient, und einer Antenne zusammengesetzt [2]. Handelt es sich um einen passiven Transponder, bezieht er seine benötigte Energie aus den Funkwellen des Lesegeräts. Ist das Bauteil dagegen aktiv, ist eine eigene Batterie zur Stromversorgung vorhanden [1].
Um mit dem Transponder kommunizieren zu können, braucht auch das Lesegerät eine Antenne. Für das Senden und Empfangen von Daten ist ein Hochfrequenzmodul zuständig. Gesteuert werden die Vorgänge von einer Kontrolleinheit. Um Daten an das Computersystem weiterleiten zu können, ist auch häufig eine entsprechende Schnittstelle im Lesegerät vorhanden [3].
Die Baugrößen der Komponenten können dabei, abhängig vom Einsatzgebiet, sehr unterschiedlich sein. Wichtige Kriterien sind hier z.B. Lesereichweite, Auslesegeschwindigkeit, Datentransferrate und Störanfälligkeit [2]. Transponder können beispielsweise Buchgröße (beim Einsatz in der Containerlogistik) haben, aber auch so klein sein, dass eine Einarbeitung in Geldscheine möglich wird [1].
2.2 Funktionsweise
Über eine spezielle Schnittstelle kann eine auf dem Computer installierte Applikation Befehle und Daten an das Lesegerät senden. Dieses kodiert die Informationen und moduliert sie auf ein elektro-magnetisches Wechselfeld, um sie für den Transponder abrufbar zu machen. Über dieses Wechselfeld wird auch die für passive Transponder nötige Energieversorgung sichergestellt [2]. Die auf dem Mikrochip befindlichen Daten können so vom Lesegerät abgerufen werden. Je nach Bauart ist es aber auch möglich, die Informationen auf dem Chip zu manipulieren. Die ausgelesenen Daten gelangen über das Lesegerät wieder zurück an das Computerprogramm, wo sie weiter verarbeitet werden können.
2.3 Entwicklung
Wie bei vielen technischen Erfindungen kommen auch die Vorläufer von RFID aus dem militärischen Bereich. Während des Zweiten Weltkrieges führten britische Kampfflugzeuge koffergroße Transponder mit sich, die mit den Bodenstationen kommunizierten. Damit sollte es möglich gemacht werden, bei Kampfhandlungen Freund und Feind unterscheiden zu können.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts kam die Technologie auch im zivilen Bereich zum Einsatz. Durch das Anbringen von Transpondern an Artikeln wurden erste Warensicherungssysteme entwickelt, die vor allem Diebstahl verhindern sollten.
Die Landwirtschaft nutzte in den 70er Jahren die Technologie zu Tierkennzeichnung. In der Folgezeit wurde die Forschung verstärkt betrieben und RFID in vielen Bereichen eingesetzt. Spätestens in den 80er Jahren hatte man erkannt, wie groß die Reichweite der Systeme ist. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts fand RFID seine Anwendung in zahlreichen Dingen wie Mautsystemen, Wegfahrsperren, Skipässen oder Tankkarten [4].
3 Anwendungen für RFID
Schon der kurze Rückblick in die ca. 60 Jahre alte Vergangenheit hat angedeutet, dass RFID eine sehr große praktische Bedeutung in den Bereichen Wirtschaft, Forschung, Freizeit und Verwaltung sowie in öffentlichen Einrichtungen hat. Laut des Informationsforums RFID handelt es sich um "eine Schlüsseltechnologie, die in den kommenden Jahren Prozesse z.B. in Logistik und Konsumgüterwirtschaft grundlegend verändern wird." [5]
Doch es werden auch Stimmen laut, die Gegenteiliges behaupten. So sagt z.B. Jeff Woods, Analyst bei Gartner Research: "Die Erwartungen, die die Leute in die RFID-Technologie stecken, sind übertrieben. [...] jedes Mal, wenn es zu hohe Erwartungen gibt, fällt man nachher tief." [6]
Tatsache ist jedoch, dass RFID noch relativ am Anfang seiner Entwicklung steht [4]. Es ist nicht wirklich absehbar, inwieweit sich die theoretischen Möglichkeiten der Technologie in der Praxis und entgegen allen Einwänden umsetzen lassen. Die folgenden Abschnitte sollen einige Anwendungsbeispiele aufzeigen, mit denen RFID bereits (von vielen Menschen fast unbemerkt) ein fester Bestandteil des Alltags geworden ist oder es in naher Zukunft sein wird.
3.1 Einsatz in Bibliotheken
In mehr als 200 Bibliotheken weltweit wird bereits die RFID-Technologie eingesetzt [7]. Dazu gehören die Städtischen Büchereien in Wien, die University of Las Vegas Library, die Öffentlichen Bibliotheken des National Library Board (NLB) in Singapur [9], die Bücherei des Vatikans [5] und die Münchner Stadtbibliothek [7], um nur einige zu nennen. Im Folgenden soll erläutert werden, wie RFID-Systeme für Bibliotheken aufgebaut sind und welche Vor- und Nachteile sich aus der Benutzung ergeben.
3.1.1 Funktionsweise
Die Umstellung eines Ausleihsystems einer Bibliothek nimmt einige Zeit in Anspruch. Im Gasteig in München beispielsweise dauerte es zwei Wochen, bis der Betrieb wieder aufgenommen werden konnte. Das liegt daran, dass die Installation der RFID-Komponenten mit einigem Aufwand verbunden ist. Der größte ist wohl für die Ausstattung aller im Besitz der Bücherei befindlichen Medien mit RFID-Chips nötig. Diese "Smart Labels" (aufgrund ihrer sehr dünnen Form besonders gut geeignet) sind passiver Art und werden auf den Buchumschlag oder ins CD-Booklet eingeklebt [7].
Ausgelesen werden die Chips an entsprechenden Automaten. Hat sich der Kunde für ein Medium entschieden, muss er sich zunächst am Ausleihautomaten identifizieren. Dies ist auch durch RFID möglich, wobei die Chips diesmal in Karten integriert sind. Gekoppelt ist das Verfahren mit der Eingabe einer Pinnummer zur Sicherstellung der Identität des Kunden. Das Medium wird nun vom Lesegerät, welches sich im Automaten befindet, über die im Transponder gespeicherten Daten registriert. Dabei ist auch eine Stapelauslesung möglich. Der Kunde kann also gleichzeitig mehrere Medien ausleihen, ohne dabei jedes Objekt einzeln auflegen zu müssen. Auf einem speziellen Anwendungsserver werden nun entsprechende Einträge im Konto des Kunden getätigt. [8]
Eine der Informationen, die auf dem RFID-Chip gespeichert werden, ist das sogenannte Sicherungsbit. Bei der erfolgreichen Verifikation des Mediums während des Ausleihvorgangs wird dieses Bit gelöscht, und der Kunde kann die Bibliothek durch eine Ausgangsschleuse verlassen. Ist das Bit dagegen gesetzt, wird an dieser Stelle ein Alarmsignal ausgelöst und ein möglicher Diebstahlversuch angezeigt. [8]
Will der Kunde nun Buch, CD oder DVD wieder zurückgeben, so kann er das an den Rückgabeautomaten erledigen. Diese ähneln den Ausleihautomaten in der Funktionsweise sehr stark. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass diese Automaten sehr leicht an eine Sortierungsanlage gekoppelt werden können. Da die Maschine alle nötigen Daten auslesen kann, ist es möglich, die Medien nach Kategorie zu sortieren und entsprechend abzulegen. [8]
3.1.2 Weiter Einsatzmöglichkeiten
Abgesehen vom Prozess des "Selbstverbuchersystems" [9] gibt es aber noch andere Möglichkeiten, RFID in einer Bibliothek einzusetzen. Es besteht beispielsweise häufig das Problem, dass Medien nicht auffindbar sind. Dies kann u.a. durch eine falsche Position im Regal der Fall sein. Installiert man zusätzliche RFID-Lesegeräte in den Räumlichkeiten der Bücherei, so ist ein Medium dagegen jederzeit lokalisierbar [8]. Aber auch die Bestandsaufnahme einer Bücherei wird durch diese Technologie erheblich erleichtert. Dazu ist nur die Verwendung eines entsprechenden Handlesegerätes nötig. Läuft man damit die Regale ab, werden alle anwesenden Medien automatisch registriert ohne sie dafür extra aus dem Regal nehmen zu müssen. [8]
3.1.3 Vor- und Nachteile
Aus den beschriebenen Vorgängen einer mit der RFID-Technologie ausgestatteten Bibliothek lassen sich nun eine Reihe wesentlicher Vorteile ableiten.
Für die Benutzer gehört das Warten an langen Schlangen, die vor allem beim Ausleihen von Medien auftreten, der Vergangenheit an. Das rasche automatische und stapelweise Auslesen an den Automaten macht dies möglich. Auch für die Angestellten der Bücherei ist das ein Vorteil. Sie werden stark entlastet und können sich den wesentlichen Aufgaben widmen, zu denen auch die persönliche Beratung der Kunden gehört. Das wiederum beeinflusst die Zufriedenheit der Bibliotheksnutzer positiv. [9]
Auch die Vorteile für die Bibliothek selber sind nicht von der Hand zu weisen. Langfristig entstehen dabei erhebliche finanzielle Entlastungen. Durch die beschriebene Diebstahlsicherung z.B. gehen weitaus weniger Medien verloren. Der gleiche Effekt entsteht durch das schnelle Auffinden verlegter Medien. Arbeitspersonal kann durch große Zeitvorteile effektiver eingesetzt werden [9]. Leider führt das in vielen Fällen aber auch zu einem Stellenabbau. Was für die finanzielle Situation der Bücherei ein Segen ist, ist für die Angestellten ein Fluch [8]. In München wird geplant, bis zur vollständigen Umstellung, die bis 2009 abgeschlossen sein soll, insgesamt 29 Stellen abzubauen. Allerdings erhofft sich die Stadt durch die Einführung der Technologie eine jährliche Einsparung von ca. 1,5 Millionen Euro. [7]
Bevor die finanzielle Entlastung realisiert werden kann, müssen sehr hohe Investitionen getätigt werden [9]. Die Anschaffung der Technik ist sehr teuer, man denke dabei alleine an die enorme Anzahl der benötigten Smart Labels. Die Münchner Stadtbibliothek beispielsweise besitzt laut ihres Jahresberichts 2005 über 3 Millionen Medien in ihrem Bestand [10]. Auch die Lesegeräte, die Ausgangsschleusen, eventuell eine neue Software und neue Computer, sowie die Mitgliederchipkarten müssen angeschafft werden.
Auch den Zeitfaktor darf man bei der Umstellung nicht vernachlässigen. Das System muss geplant, gekauft, geliefert, installiert und getestet werden. Auch wenn dann alles funktioniert, müssen zusätzlich die Mitarbeiter geschult werden, denn auf ihre Hilfe sind die Kunden angewiesen. Anfangs kann es nämlich durchaus sein, dass eine mangelnde Akzeptanz und Probleme bei der Bedienung der Technologie auftreten [9]. In München war dies nicht der Fall, hier "wurden innerhalb von sechs Tagen 9633 Medien ausgeliehen und 8704 zurückgegeben - und zwar zu 95% über die neuen Terminals." [7]
Ein weiterer Nachteil ist, dass bei der Rückgabe der Bücher Beschädigungen nicht mehr auffallen. Auch der Diebstahlschutz ist nicht zu 100% gesichert, denn die Labels können leicht entfernt oder beschädigt werden oder einfach verloren gehen.
3.2 Einsatz in der Medizin
Auch im Gesundheitswesen kann RFID sinnvoll eingesetzt werden. Ob Krankenhäuser, Laboratorien, Blutspendezentren, Pharmaindustrie oder Alltag der Patienten - in all diesen Bereichen werden derzeit intensiv neue Möglichkeiten erforscht und zahlreiche Pilotprojekte durchgeführt. Die in den folgenden Abschnitten beschriebenen Anwendungsszenarien stehen allesamt am Anfang ihrer Entwicklung und werden noch nicht flächendeckend eingesetzt. In der Praxis jedoch wurden sie bereits angewandt und in realen Situationen getestet. Es soll ein Überblick gegeben werden, wie zukunftweisend die RFID-Technologie in der Medizin sein könnte. Es handelt sich hierbei nur um eine kleine Auswahl der schier endlosen Liste an Möglichkeiten.
3.2.1 Krankenhäuser
Jacobi Medical Center, mit mehr als 800 Betten das größte öffentliche Krankenhaus der Bronx (New York), integrierte in Zusammenarbeit mit Siemens Business Service erstmals RFID in den Klinikalltag. In dem Pilotprojekt wurden ca. 200 Patienten auf verschiedenen Stationen mit Armbändern, die einen RFID-Chip enthielten, ausgestattet. Gespeichert wurde hier lediglich eine ID, die "mediacal record number" (MRN). Das Krankenhauspersonal wurde mit RFID-fähigen Tablet-PCs und PDAs ausgestattet, welche mit dem so genannten "patient tower" über eine drahtlose Verbindung kommunizieren konnten. Kam nun ein Arzt in die Nähe eines Patienten, wurde die MRN gescannt und die entsprechenden Informationen aus der Datenbank des patient tower ausgelesen. Gespeicherte Daten waren beispielsweise Details über Blutgruppe, Allergien, Impfschutz, Implantate, Herzschrittmacher sowie aktuelle Diagnosen, Behandlungen und Medikamenten. Ärzte und das Pflegepersonal können aber die Daten nicht nur abrufen, sondern auch direkt verändern. [11]
Die Vorteile liegen auf der Hand: In Notfallsituationen erhält der Arzt umgehend wichtige Informationen und kann so schneller reagieren, was Leben retten kann. Bei der Verabreichung von neuen Medikamenten kann automatisch eine eventuelle Unverträglichkeit mit anderen Mitteln, die der Patient bereits einnimmt, angezeigt werden. Auch Fehldosierungen können verhindert werden. Auch der Verwaltungsaufwand wird reduziert: Datenbanken sind immer auf dem neuesten Stand, Berge von Papier verschwinden, die Identität von Patienten kann nicht mehr vertauscht werden und der Informationsaustausch zwischen Früh-, Spät, und Nachtschichten wird erheblich erleichtert. Das alles spart Zeit, was sich wiederum positiv auf den Patienten auswirkt, da das Personal häufiger Gelegenheit für eine individuelle Betreuung hat. Die Aussichten sind vielversprechend. Daniel Morreale, Chief Information Officer der Klinik: "It does work. It saves keystrokes and is an effective timesaver."[11]
Auch die Sicherheitslücken in einem Krankenhaus können reduziert werden. Stattet man auch das Personal mit Armbändern aus, können nur autorisierte Personen bestimmte Bereiche des Gebäudes (Patientenzimmer, OP-Säle usw.) betreten.
Auch in Deutschland gab es ein solches Pilotprojekt. Das Klinikum Saarbrücken führte mit dem gleichen Geschäftspartner ein Pilotprojekt mit derselben Funktionsweise durch, hier allerdings sogar mit 1000 Patienten. [12]
3.2.2 Ophthalmologie (Augenheilkunde)
Das Glaukom (grüner Star) ist die häufigste Ursache für eine Schädigung des Sehnervs. Im Verlauf dieser Krankheit wird das Sehvermögen eingeschränkt, und eine völlige Blindheit kann eintreten. Ursache dafür ist ein erhöhter Augeninnendruck [13]. Um die Krankheit behandeln zu können, ist eine ständige Kontrolle dieses Drucks notwendig. Die Messungen während der Arztsprechstunden reichen dabei nicht aus. So kam man auf die Idee, einen Transponder inklusive Drucksensor dauerhaft am Auge zu befestigen. Die Möglichkeit dazu bietet eine künstliche Linse, die bereits beim grauen Star angewandt wird und die natürliche Linse des Auges ersetzt. Die Größe des Transponders beträgt nur wenige Millimeter. Er befindet sich auf einer flexiblen Folie, was eine einfache Transplantation ermöglicht. Ausgelesen wird der gemessene Druck durch eine Antenne, die sich am Gestell einer Brille befindet. Die Speicherung der Daten übernimmt das Lesegerät, welches durch ein Kabel mit der Antenne verbunden werden kann. [3]
Die kontinuierliche Messung des Augeninnendrucks macht eine gute Kontrolle des Krankheitsverlaufs möglich und erleichtert eine schnelle Reaktion bei zu hohem Druck.
3.2.3 Blutspende und Bluttransfusion
Auch im Bereich der Blutspende wird momentan verstärkt geforscht, inwieweit RFID-Technologie eingesetzt werden kann. So richtete die International Society of Blood Transfusion (ISBT) im Jahre 2005 eine "RFID Task Force" ein [14]. R. Knels, Vorsitzender dieses Gremiums sagt zum Stand der Entwicklung: "All studies show that the technology is ready for use in transfusion medicine, although the implementation may present challenges." Mit diesen Herausforderungen sind beispielsweise die extremen Bedingungen gemeint, welchen die Smart Labels auf den Blutkonserven ausgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise starke Temperaturschwankungen: Blutplasma kann für eine längere Haltbarkeit eingefroren werden. Bei Sterilisationsvorgängen dagegen entsteht eine sehr große Hitze. Zusätzlich sind die Konserven in Zentrifugen Beschleunigungskräften von bis zu 5000facher Erdbeschleunigung ausgesetzt [15]. Auch die Auswirkung von elektro-magnetischer Strahlung auf Blutzellen und Plasma ist noch ungeklärt.
Könnten jedoch all diese Hindernisse überwunden werden, würde dies die Effektivität in diesem Bereich enorm verbessern. Verwechselungen der Konserven und das Verabreichen "falschen" Blutes könnte man beispielsweise nahezu ausschließen. Auch die Kontrolle der Kühlkette ist bei Blut und Plasma enorm wichtig. Sie kann mit Hilfe von RFID leichter durchgeführt werden. Integrierte Sensoren würden bei zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen Alarm schlagen. Eine entsprechende Korrektur kann durchgeführt werden und das kostbare Blut muss nicht wegen falscher Lagerung entsorgt werden. [15]
Deshalb fordert R. Knels: "Further investigations should consider all points of the supply chain for the best implementation and the return on investment. [14]
4 Nachteile von RFID
Obwohl die praktisch endlosen Möglichkeiten der RFID-Technologie Vorteile in vielen Bereichen des Lebens mit sich bringen, gibt es eine große Anzahl von Gegnern. Die Vereinigung "StopRFID" äußert besonders Bedenken, die den Datenschutz betreffen. Auf ihrer Website [16] geben die Mitglieder eine Übersicht ihres Standpunktes.
Ein Argument stellt die Möglichkeit dar, RFID-Chips versteckt an allen möglichen Objekten anzubringen. Würde man sie z.B. in Kleidungsstücke einnähen, könnte man Personen theoretisch weltweit verfolgen. Die Daten können durch die Funkübertragung geräuschlos und unsichtbar ausgelesen werden. Mit den Informationen könnten dann Personen verfolgt und Bewegungsprofile erstellt werden. Das Zusammenführen der Datenbanken würde einen Menschen dann komplett durchsichtig machen: Welche Produkte kauft er, wie oft verlässt er das Haus, wohin unternimmt er seine Urlausreisen und wann hat er mit wem Kontakt. Solche Szenarien sind sicher nach aktuellem Stand der Technik noch nicht möglich. Die einzelnen Kritikpunkte der Organisation kann man aber nicht von der Hand weisen, weshalb sie Offenheit und Transparenz, Zweckangaben durch RFID-Anwender und deren Eigenverantwortung sowie entsprechende Sicherheitsstandards fordert.
Aber selbst StopRFID sieht den Nutzen der Technologie und hat einen Abschnitt zum "Akzeptablen Gebrauch von RFID" veröffentlicht. Dieser beinhaltet beispielsweise, dass es möglich wird, Diebstahl und Verlust von Waren zu verhindern, wie im Anwendungsbeispiel zu Bibliotheken beschrieben. [16]
In falsche Hände geraten darf das Know-how freilich nicht. Natürlich ist es möglich, Codierungen und Verschlüsselungen zu knacken und Daten zu missbrauchen. Dann könnten Unbefugte wertvolle Informationen erhalten. Die Sorgen, die sich die Datenschützer von StopRFID machen, sind also berechtigt.
5 Ausblick
RFID - eine Technologie, über deren Zukunft sich selbst Experten auf allen Gebieten nicht sicher sind. Wird sie sich in Zukunft durchsetzten und den großen Durchbruch schaffen? Die Tendenz ist de facto steigend. Waren es 2005 noch ca. 600 Millionen verkaufte RFID-Tags weltweit, so wurden für 2006 schon 1,6 Milliarden [1] abgesetzt. Das RFID-Weblog berichtete kürzlich, dass laut einer Umfrage, bei der 100 Fach- und Führungskräfte befragt wurden, ca. 75% "der festen Überzeugung [waren], dass in den Unternehmen eine Zukunft ohne RFID nicht vorstellbar wäre." [17]
Die große Anwendungsvielfalt macht es möglich. Neben den hier erläuterten Bereichen kommt RFID auch in Bereichen wie Militär, Mauterfassung, Müllentsorgung, Eintrittskontrollen, sportlichen Aktivitäten, öffentlichen Verkehrsmitteln, Autoindustrie, Reisepässen oder Kontrolle von Geldscheinen zum Einsatz. Eine gute Übersicht bietet das Informationsforum RFID [5].
Doch will man die Forschung weiter vorantreiben, muss man bereit sein, Kompromisse einzugehen. Vor allem Datenschützer erheben hier Anspruch auf Aufklärung. Aber auch Interessengruppen wie z.B. Umweltschützer müssen beachtet werden, denn die Entsorgung von vielen Millionen RFID-Chips ist auch für die Natur eine Belastung. Ebenso melden Mediziner Bedenken an, denn noch ist der Einfluss der Strahlung und des Elektrosmog auf den Menschen nicht ausreichend erforscht.
Es bleibt also abzuwarten, in welche Richtung die Entwicklung geht. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass man mit dieser Technologie häufiger in Berührung kommt als erwartet. Vor allem in der Zukunft wird das vermehrt der Fall sein. Wer bisher noch nicht mit dem Thema vertraut war, konnte sich hoffentlich einen Überblick verschaffen und zu der Überzeugung gelangen, dass es sich durchaus lohnt, den Weg von RFID weiterhin zu verfolgen.
References
[1] Wikipedia - Die freie Online-Enzyklopädie. Radio Frequency Identification. 29.01.2007.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rfid
[2] Matthias Lampe, Christian Floerkemeier, Stephan Haller. Einführung in die RFID Technologie. In: Elgar Fleisch, Friedemann Mattern (Eds.). Das Internet der Dinge - Ubiquitous Computing und RFID in der Praxis. Springer-Verlag, 2005, 69-86.
[3] Klaus Finkenzeller. RFID-Handbuch. Grundlagen und praktische Anwendungen induktiver Funkanlagen, Transponder und kontaktloser Chipkarten. Hanser Fachbuchverlag, 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, München, 2006.
[4] Tim Kröner. RFID-Journal. 25.01.2007.
http://www.rfid-journal.de/
[5] Professor Dr. Michael Hompel. Informationsforum RFID e.V. 28.01.2007
http://www.info-rfid.de/23.html
[6] Heise Zeitschriften Verlag. 20.01.2007.
http://www.heise.de/tr/artikel/49197
[7] Berthold Neff.Terminals statt Theken. In: Süddeutsche Zeitung. 12.01.2006.
[8] Stefan Niesner. RFID-Systeme zur Medienidentifikation in Bibliotheken. Diplomarbeit, Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaft, Fachhochschule Köln, 2003.
[9] Detlef Müller. Bibliothek ohne Personal - Vision oder Trauma? In: 9. InetBib-Tagung vom 06. bis 08. September 2006 in Münster.
[10] Dr. Werner Schneider. Münchner Stadtbibliothek. Bilanzen 01.02.2007
http://www.muenchner-stadtbibliothek.de/page.php?pageid=61
[11] Siemens Business Service. Hospital Gains Efficiency with Innovative RFID Pilot. 2004.
[12] Dieter Wahner. heise online. RFID jetzt auch in deutschem Krankenhaus. 01.02.2007.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/58777
[13] Wikipedia - Die freie Online-Enzyklopädie. Glaukom. 03.02.2007.
http://de.wikipedia.org/wiki/Glaukom
[14] R. Knels. Radio frequency identification (RFID): an experience in transfusion medicine. In: ISBT Science Series, 2006: 1, 238-241.
[15] Golem.de. Blutspenden mit RFID-Tags. 02.02.2007.
http://www.golem.de/0701/50055.html
[16] FoeBuD e. V. StopRFID. 03.02.2007
http://www.foebud.org/rfid
[17] Das RFID-Weblog. RFID bleibt Top-Thema im neuen Jahr. 02.02.2007
http://www.rfid-weblog.de/index.php?cat=News