Common Misconceptions in Movies about Computers
von Wolfgang Jacobi
Einleitung
Kaum ein Film kommt heutzutage noch in die Kinos, der nicht in irgendeiner Weise Neuerungen der Technik präsentiert, z.B. die neuesten Autos, ultramoderne Handys oder Ähnliches. Vor allem in Actionfilmen ist dies der Fall, oftmals auch gekoppelt mit gezieltem Product-Placement, was einiges an Werbeeinnahmen für die Filmemacher abwerfen dürfte. Auch im Bereich der Computer bekommt der Zuschauer immer vermeintliche High End Technologien zu sehen. Seltsamerweise legen die Regisseure in diesem Sektor aber entweder keinen besonderen Wert auf gründliche Recherchen oder sie bedienen sich absichtlich diverser Clichés, die somit noch weiter unter der Bevölkerung verbreitet werden. Das beginnt schon mit der Darstellung der Computerfachleute: zum größten Teil langhaarig, mit dicker Brille auf der Nase, entweder sehr dick oder groß und dünn, auf jeden Fall aber wahnsinnig ungeschickt in Allem, was nichts mit Computern zu tun hat. Ihre Tätigkeit beschränkt sich zudem meist auf das Cracken von irgendwelchen geheimen Datenbanken oder das Versenden von bösartigen Viren. Schlimmer aber, als diese Clichés über die Leute hinter den Tastaturen, sind die Eigenschaften und Fähigkeiten, die man den Maschinen selbst zuweist. Einige dieser scheinbar zahllosen falschen Vorstellungen werde ich im Folgenden herausgreifen.
Die gängigsten falschen Vorstellungen im Bezug auf Computern in Filmen:
- Hacken in Filmen:
Werden in einem Film geheime Daten benötigt, wird heutzutage eigentlich immer auf die eine oder andere Weise gehackt. In dieser Sparte gibt es mehrere Vorgehensweisen und die sehen meist so aus. Entweder: Der Computerspezialist ist ein psychologisches Genie und kann sich so in den Direktor der CIA, den Oberbösewicht einer Terrororganisation, etc., hineinversetzten, so dass er dessen Superuserpassword ohne Probleme errät, mit dem man automatisch Zugriff auf alle nötigen Daten hat. Ein zusätzlicher Glücksfall für den Hacker: Die Codewörter haben nie mehr als fünf Stellen. Gesehen in wohl unzähligen Filmen der letzten zwei Jahrzehnte in fast jedem Genre. Oder: Man überwindet die Passwortabfrage mit kleinen Handgriffen, z.B. indem man in sekundenschnelle einen kleinen Virus schreibt, der einem nicht nur den Zugang ermöglicht, sondern zudem noch eine eigene grafische Oberfläche hat (meist auch noch in 3D), auf der man wunderbar mitverfolgen kann, was der Virus jetzt gerade so macht. Die schnellste und einfachste Methode findet sich wohl in "Demolition Man", ein Action-Film, der in ferner Zukunft spielt: Dort wird die Meldung "Zugriff verweigert" einfach mit dem Konsolenbefehl "Override" ausgehebelt und schon ist der Protagonist im geheimen System. Keine Spur von irgendwelchen Brute-Force-Methoden, wie sie wohl in der Realität zur Anwendung kommen würden, vorausgesetzt es gäbe ein Passwort, mit dem man, beispielsweise bei einer Bank, ungehinderten und alleinigen Zugriff auf alle möglichen Funktionen und Daten erhielte. - Computerviren in Filmen:
Neben dem Ausschalten von Sicherheitsbarrieren, wie oben bereits erwähnt, vermag ein Computervirus noch jede Menge weitere Dinge und hat einige typische Eigenschaften, zumindest in der fiktionalen Welt des Films. So werden Viren und Würmer beispielsweise dazu verwendet, um Geldbeträge von verschiedenen Bankkonten abzuzweigen und zu sammeln, um diese zu guter Letzt dem Autor zukommen zu lassen ("Password: Swordfish"). Programmiert wurde dieser Wurm übrigens an einer unglaublich schnellen und beeindruckenden Workstation mit sage und schreibe sieben Bildschirmen. Diese dienen vorrangig dazu eine weitere Eigenschaft der Filmviren zu illustrieren: die ausgefeilte Optik. Kein Virus ist da ein unscheinbares Programm, das vielleicht noch nicht mal ein Symbol oder Ähnliches besitzt, nein, es handelt sich bei den Viren und Würmern immer um optische Leckerbissen. Das geht von Ratten über Pacmen bis hin zu Totenköpfen oder aufwendig gestalteten Kuben. Zusätzlich benötigen Viren auch immer eine bestimmte Inkubationszeit, wie eben ihre realen Vorbilder. So ist noch nichts verloren, wenn man infiziert wurde, man hat noch eine dramatische Galgenfrist, während das Virus sich, wieder optisch schön aufpoliert, durch die Festplatten oder sonst was nagt. Ist die Zeit allerdings abgelaufen, bricht die Hölle los: da schlagen Funken aus Laufwerken, Bildschirme implodieren, sogar einfache Kabel fangen an spontan zu verbrennen. Genauso einfallsreich und scheinbar logisch sind die Gegenmaßnahmen: dem Virus, das den Namen "Cookie Monster" trägt, begegnet man mit dem passenden Antiprogramm namens: "Cookie". Klar, das Keksmonster frisst schließlich Kekse und wie könnte man es besser davon abhalten, die Festplatte zu vernichten, als wenn man ihm einen Keks darbietet ("Hackers - Im Netz des FBI" 1995). - Datenübertragung in Filmen:
Die Datenübertragung in Filmen ist auch ein Kapitel für sich. Zum einen wären da die stark schwankenden Übertragungsgeschwindigkeiten. Einerseits dauert es ewig, bis eine Datei oder auch mehrere Dateien von einer CD auf einen Computer gespielt werden, oder umgekehrt. Andererseits ist es schon seit langer Zeit problemlos möglich, sich per Videokonferenz in bester Qualität miteinander zu unterhalten. Also drahtlos schneller als Kabel? Scheint so. Jedenfalls unterhält sich Captain Kirk in "Raumschiff Enterprise" immer wieder gerne mit seinen Außenteams oder anderen, zig Lichtjahre entfernten Personen per HD-Videokonferenz. Von Kameras keine Spur, aber das gehört zu einem anderen Kapitel. Zum zweiten können auch per Modem die größten Datenpakete verschickt werden und das ohne Verzögerung. Oder wenn man die mobile Version bevorzugt: Einfach das Handy an den Laptop anstecken oder eine kleine Satellitenschüssel mit dabei und schon läuft der Laden. Sehr praktisch, wenn man gerade mal einige Spionagedaten zu verschicken hat oder auf die Schnelle E-Mails abholen will. Letztere kommen in Filmen auch etwas anders rüber, als in Realität - komisch eigentlich, da ja eigentlich jeder inzwischen schon mal E-Mails verschickt und erhalten hat. Wenn beim Protagonisten eine neue Nachricht eintrifft, wird sein momentanes Tun unterbrochen und die Message erscheint sofort im Vordergrund. Eine nicht sehr angenehme Vorstellung in Zeiten des Spamming. Aber davon haben die Filmhelden ohnehin noch nichts gehört. Genauso wenig wie von gültigen Adressen, Beispiel "Mission Impossible". Held Tom Cruise erhält eine Mail von "Max@Job 3:14". Seine eigene Adresse lautet: "Job@Book of Job". Gerade bei solch offensichtlichen Fehldarstellungen fragt sich der aufmerksame Zuschauer zu Recht, für wen diese Filme eigentlich gemacht werden oder ob es wohl zu teuer wäre, wenn man solche Dinge einfach der Realität nachempfindet. - Computersteuerung in Filmen:
Nun zu einem zentralen Aspekt des Zusammenarbeitens von Computern und Menschen: Der Mensch Maschine Interaktion. Die läuft bei den Filmcomputern auf vielerlei Wegen ab, nur niemals oder zumindest äußerst selten auf dem normalen Weg, mit der Verbindung von Tastatur und Maus. Vielmehr wird größtenteils auf die Maus völlig verzichtet. Abgesehen von Filmen, die in der Zukunft angesiedelt sind, erfolgt die Bedienung der PCs nur mittels einer Tastatur. Vermutlich, weil ein andauerndes, nervöses Herumgehacke auf den Buchstaben mehr her macht und größere Spannung sowie Atmosphäre erzeugt, als wenig spektakuläres Mausklicken. Zum Glück reagiert die Eingabekonsole (das Standard Betriebssystem) auch auf nicht besonders genau definierte Befehle, man chattet also eher mit dem Computer, als dass man eine vordefinierte Syntax verwendet. Um einen Virus in ein System oder ein Netzwerk einzuspeisen, genügt es, die Worte "Upload Virus" zu tippen. Schon weiß der PC welche Datei gemeint ist und wo das Ziel des Uploads ist, also was infiziert werden soll. Nicht selten trifft man bei diesen Bildschirm- Nahaufnahmen auf ewig große Schriftzeichen in sehr ausgefallenen Farben, meist ein leuchtendes Grün. Der Cursor blinkt fröhlich vor sich hin und lässt bei jedem Aufleuchten ein deutliches Piepsen hören, genauso wie jede Texteingabe, die man vornimmt. Vor allem auch bei älteren Filmen immer wieder gerne gesehen: Die Bildschirmausgabe (meistens Text) erfolgt Zeilen- bzw. Zeichenweise und wird unterlegt von einem Geräusch, das dem eines Nadeldruckers verblüffend nahe kommt. Die Protagonisten haben somit keine Probleme mit rein textbasierten Benutzeroberflächen, weil erstens die Computer jeden Befehl verstehen und zweitens die Akteure total fehlerfrei schreiben. Das Ganze zudem noch in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit.
Wirft man noch einen Blick auf modernere Kommunikationstechnik landet man schnell bei der reinen Sprachsteuerung, wie auf dem Raumschiff Enterprise, der Andromeda, bei KITT, und anderen. Dazu lässt sich nur sagen, dass die Steuerung durch Sprache zwar schon in rudimentären Ansätzen existiert, aber, um auf diesem Niveau zu landen, müssen wohl noch einige Jahre ins Land gehen.
Ein weiterer futuristischer Ansatz der Mensch Maschine Interaktion geht über das wirkliche Eintauchen in die virtuelle Welt des Computers mittels Datenhandschuhen und HMDs (Head Mounted Displays), so gesehen beispielsweise in "Enthüllung" oder "Johnny Mnemonic". Dabei wird etwa ein Archiv als eine virtuelle Bibliothek dargestellt, durch die sich der Akteur, bzw. der Avatar des Akteurs, ungehindert bewegen kann, ganz wie in der Realen Welt. Verzeichnisse erscheinen als Schubladen, größere, zusammenhängende Datenblöcke als Räume. Auch kann man dort, wie im Fall von "Enthüllung", andere Avatare treffen, die zur gleichen Zeit im System sind. Diese Umsetzung wird sich jedoch wohl kaum in der Realität durchsetzten können, auch wenn sie technisch möglich werden sollte, weil sie einfach viel zu umständlich und langsam ist. Wieso sollte man ewig in einer virtuellen Welt nach etwas suchen, was man mit einem normalen Dateisystem nach ein paar Mausklicks zur Hand hat? Obwohl das Internet als virtuelle, riesige 3D-Welt sicher ihren Reiz hat, was man auch an dem immer größeren Erfolg des Projekts "Second Life" erkennen kann. - KI in Filmen:
Ob in "2001 - Odyssee im Weltraum", in "Terminator" oder bei "Knight Rider", immer wieder begegnen den Zuschauern Computer oder computergesteuerte Wesen, die über enorme künstliche Intelligenz verfügen. Diese geht über das Können von normalen Computern weit hinaus, sie ist so perfekt, dass sie denken, fühlen und handeln, wie echte Menschen. Das führt häufig zu ziemlichen Problemen, denn meist haben solche Supercomputer wie HAL 9000 oder Skynet die Macht über jede Menge Menschen. Und wie das bei Menschen auch der Fall ist, wenn sie zu viel Macht haben, werden auch diese Maschinen größenwahnsinnig und dadurch zu mordenden Tyrannen. Leider haben es die Programmierer zudem meist übersehen, einen Sicherheitsmechanismus einzubauen, mit dem man die Maschine wieder stoppen kann. Ausschalten lassen die sich meist auch nicht so einfach und schon geht der Atomkrieg los. Außer man schafft es, wie bei "Wargames", den Rechner davon zu überzeugen, dass Krieg keinen Sinn macht (in diesem Fall geschah das, indem der Superrechner WOPR anfing, Tic Tac Toe zu spielen und dabei merkte, dass er nicht gewinnen konnte). Obwohl diese Computer eigentlich eine viel höhere Intelligenz und viel mehr Wissen besitzen, als ein Mensch, streben sie doch nach einfachen niederen Zielen: Macht bzw. Vernichtung der Menschheit. Keine Spur von einer höheren Weisheit oder der Suche nach einer neuen Existenzebene. Ausgenommen davon sind natürlich die Fälle, in denen der Computer ein Helfer des Helden ist. Auch etwas befremdlich anmutend: Diese Supercomputer besitzen zwar menschliche Wesenszüge und Gefühle, aber komischerweise meist nur eine Seite davon, also entweder alle negativen, wie Hass, Neid, Herrschsucht, etc. oder aber genau den Gegenpart dazu. Ob die Forschung in der KI irgendwann in diese Breiten vorstoßen wird, ist fraglich. - Allgemeine Fähigkeiten von Computern in Filmen:
Neben den ganzen anderen Bereichen, bei denen uns die Filmindustrie in Sachen Computern diverse Dinge vorgaukelt, gibt es noch einige Aspekte, die sich nicht genau in ein Gebiet einordnen lassen.
Zum einen gehört dazu die ganz spezielle Art des Löschens von Daten. Jede Datei, und sei es nur eine einfach Seite Text, braucht im Film schon seine Zeit um von der Bildfläche zu verschwinden. Zusätzlich wird diese auch von allen angeschlossenen Computern entfernt, die momentan auf diese Datei zugreifen, bzw. diesen Text gerade vor sich auf dem Bildschirm haben. Meist wird dies auch noch optisch umgesetzt mit immer stärker werdenden Störfragmenten bis hin zur völligen Auflösung.
Zum zweiten sieht man vor allem in modernen Krimiserien oftmals folgendes Szenario: Irgendeine Überwachungskamera macht ein ziemlich schlecht aufgelöstes Foto. Das Kriminallabor schafft es dennoch, aus diesem Foto jeden noch so kleinen Teil herauszuvergrößern und mit irgendwelchen Spezialprogrammen so zu bearbeiten, dass das Endprodukt wesentlich schärfer ist, als das Original. Im Extremfall wird so der Täter identifiziert, weil sich sein Gesicht in der Brille des Verkäufers widergespiegelt hat ("CSI - Den Tätern auf der Spur"). In gewissen Maßen kann ein Bild zwar vielleicht nachgeschärft werden, aber wo wirklich nichts mehr rauszuholen ist, weil man die Pixel schon an einer Hand abzählen kann, da bringt auch das beste Computerprogramm nichts mehr.
Zu guter Letzt möchte ich auf die nicht vorhandenen Kompatibilitätsprobleme aufmerksam machen. Wo normalerweise schon Probleme auftauchen: wenn man zwei verschiedene Betriebssysteme benutzt. Verschiedene Dateiendungen, unterschiedliche Dateisysteme, unterschiedliche Formatierungsarten, usw., das alles kann jede Menge Probleme bereiten. Nicht so bei den Filmcomputern, die übrigens zu ca. 50% das Apple Logo tragen. Hier startet entweder alles automatisch und wird automatisch an das neue Umfeld angepasst, oder es braucht einfach keine Angleichung an ein neues System. So hat auch Jeff Goldblum in "Independence Day" kein Problem, ein Virus zu schreiben, das die Schutzschilde der Alieninvasoren ausschaltet. Hierzu schließt er sich einfach an den Hauptcomputer der Außerirdischen in ihrem Mutterschiff an und überträgt ihn via Standleitung an denselbigen. Anscheinend hat die Erde schon das optimale Computersystem des Universums und deswegen haben sich sogar die wesentlich weiterentwickelten Aliens daran orientiert.
Fazit:
Die Antwort auf die Frage, warum die Filmindustrie das Alles dermaßen falsch darstellt, ist leicht beantwortet: Es macht einfach mehr her. Und darum geht es schließlich in Filmen, um Dramatik, Spannung, Höhepunkte, es handelt sich ja dabei um Unterhaltung und nicht um irgendwelche Lehrsendungen. Eine andere Frage wäre, ob das in irgendeiner Weise nützt oder schadet? Den Leuten, die sich auskennen, schadet es sicher nicht, die können sich höchstens darüber lustig machen. Den anderen, also denjenigen, die wirklich keine Ahnung von Computern haben, die machen sich durch manche übertriebene Darstellung vielleicht ein falsches Bild von diesen Geräten. Aber wirklich schaden kann das eigentlich niemandem. Somit wird wohl auch in Zukunft Tom Cruise nur genau drei Ergebnisse erhalten, wenn er nach "File" bzw. "Computer" im Internet sucht ("Mission Impossible").
Quellen:
- Netzwelt. Verkehrte Netzwelt: Die albernsten Computer-Klischees in Film und Fernsehen. 08.02.2007. http://www.netzwelt.de/news/73380_1-verkehrte-netzwelt-die-albernsten-computerklischees.html
- ZeitOnline - Wissen. Computer im Film: Die wahren Hauptdarsteller. 08.02.2007. http://www.zeit.de/archiv/1997/11/filmcomp.19970307.xml?page=all
- Wikipedia. Verschieden Artikel über Computer und Film. 08.02.2007. http://www.wikipedia.de
- The Wall Street Journal. The Web on Film. 08.02.2007 http://online.wsj.com